Über Kriminalitätsstatistiken
Wichtig bei jeder Diskussion über Kriminalitätsstatistiken: Sie sind auch immer ein Spiegel polizeilicher Ressourcenverteilung. Wo mehr kontrolliert wird, wird auch mehr angezeigt. Es bedeutet nicht automatisch, dass dort mehr passiert, sondern oft, dass dort mehr hingeschaut wird.
Deswegen können Kriminalitätsstatistiken nie völlig neutral gesehen werden. Wird in bestimmten Bereichen oder gegen bestimmte Gruppen intensiver kontrolliert, steigen dort auch die Anzeigen. Es ist Vorsicht davor geboten, dies mit mehr Kriminalität gleichzusetzen. Gerade im Zusammenhang mit Migration und rassifizierten Communities ist das ein zentrales Thema. Sicherheitstechnische Maßnahmen sind oft durch politische Debatten beeinflusst. Wenn Gruppen gezielt kontrolliert werden, spiegelt sich das auch in den Zahlen. Das verzerrt nicht nur das Bild von „Kriminalität“, sondern auch das Vertrauen in den Rechtsstaat. Stichwort: Racial Profiling.
Aufmerksamkeit ist kein Zufall, sondern entsteht im Zusammenspiel von politischen Debatten, medialen Narrativen und behördlicher Praxis. Zahlen sind wichtig – aber erst der Kontext macht sie verständlich. Vor einer Wahl ist es besonders wichtig, sich dies ins Gedächtnis zu rufen.
In diesem Zusammenhang ist unbedingt auf den Aufsatz „Migration und Kriminalität in Österreich“ (DOI: 10.5771/0934-9200-2019-2-185 ) von Walter Fuchs hingewiesen. Der darin klar darlegt, dass die Kriminalität in Österreich zwar insgesamt sinkt, die Beteiligung von Ausländern in den Statistiken jedoch steigt. Diese Überrepräsentation aber eben auf statistische Effekte und soziodemographische Faktoren wie Alter, Geschlecht, Bildung und Arbeitslosigkeit zurückzuführen. Er zeigt damit, wie der mediale Diskurs teilweise von „moralischer Panik“ geprägt ist, weshalb es sich wichtig ist auf sozialwissenschaftliche Erkenntnisse zurückzugreifen, um zu einer sachlicheren Berichterstattung beizutragen.